Historie

Gründerjahre

Im 19. Jahrhundert wuchs am Lauf der Wupper eine der bedeutendsten Industrieregionen Deutschlands heran. Das führte zu einer gewaltigen Zuwanderung von Menschen, die kirchlich versorgt sein wollten. 1867 begann die reformierte Gemeinde Barmen-Gemarke mit den Bauarbeiten an ihrer zweiten Predigtstätte, der Immanuelskirche. Im Karree Sternstraße / Von-Eynern-Straße / Normannenstraße entstand ein fünfjochiger Saalbau im neogotischen Stil mit über 1000 Sitzplätzen. Im März 1869 erklang das erste Geläut der drei Bronzeglocken und am 27. Mai, auf den Tag genau 305 Jahre nach dem Tode des Reformators Calvin, wurde die Immanuelskirche geweiht.

Die Barmer Synode

Untrennbar verbunden mit der 1702 gegründeten Gemeinde Barmen-Gemarke und ihren beiden Gotteshäusern ist die Barmer Bekenntnissynode von 1934 – ein Ereignis, auf das die evangelischen Christen in Deutschland auch nach über 70 Jahren dankbar zurückblicken. Denn ihren damaligen Kirchenführern gelang das Kunststück, innerhalb weniger Monate den Widerstand der in ganz Deutschland verstreuten Mitglieder der „Bekennenden Kirche“ zu einer geschlossenen Oppositionsbewegung gegen die von den Nationalsozialisten installierte „Reichskirche“ zu bündeln. Angesichts der drohenden Gleichschaltung verabschiedeten lutherische, reformierte und unierte Christen zum Abschluss der Synode am 31. Mai 1934 die „Barmer theologische Erklärung“, mit der sie sich über ihre konfessionellen Grenzen hinweg zu gemeinsamen religiösen Grundüberzeugungen bekannten. Einer der Verfasser war Harmannus Obendiek (1894-1954), damals Pfarrer an der Immanuelskirche.

Während zahlreiche Gründerzeitbauten in ihrem Umfeld zerstört wurden, hat die Immanuelskirche beide Weltkriege fast unbeschadet überstanden. 1967 wurde die alte Ibach-Orgel durch eine größere, besonders klangschöne Schuke-Orgel mit 54 Registern ersetzt. Seit 1976 steht die Immanuelskirche unter Denkmalschutz. Bis heute ist ihr Umfeld geprägt von einer gemischten Bebauung mit Wohnhäusern und Kleingewerbebetrieben. In zweiter Reihe hinter der belebten Wuppertaler Talachse gelegen, ist der mit Linden bewachsene Kirchhof noch immer eine beschauliche Oase der Ruhe.

Umbau und Neuanfang

Anfang der Achtzigerjahre war die Existenz der Immanuelskirche ernsthaft bedroht: Eine Gemeindereform, mit der zum 1. Januar 1984 die bestehenden lutherischen und reformierten Gemeinden im Oberbarmer Raum zu vereinigten evangelischen Gemeinden zusammengeschlossen wurden, machte die Immanuelskirche überflüssig. Weder der Kirchenkreis noch die Landeskirche oder die Stadt Wuppertal sahen sich damals in der Lage, die Immanuelskirche zu erhalten. Schließlich nahmen Wuppertaler Bürger und Gemeindemitglieder die Sache selbst in die Hand: Um das Gebäude vor dem drohenden Abriss zu bewahren, wurde ein Konzept für die Umwidmung des Gotteshauses zu einem Kulturzentrum vorgelegt und ein Verein gegründet, der fortan die Trägerschaft übernahm.

1983/84 wurde die Immanuelskirche nach Plänen des Wuppertaler Architekten Horst Dieter Lang umgebaut und am 30. Mai 1984 mit der Ausstellung „Barmen 1934 bis 1984“ ihrer neuen Bestimmung übergeben. Gast des Festaktes war auch der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau, als ehemaliger „Gemarker“ war das prominenteste Mitglied des Fördervereins Kulturzentrum Immanuel e.V.

Sanierung der Immanuelskirche

1995 erkennbar werdende gravierende Schädigungen der Bausubstanz erforderten sofortiges Handeln. Ein erstes Sanierungskonzept wurde 1999 verworfen. Neue kostengünstigere Überlegungen ermöglichten 2003 eine Wiederaufnahme der Sanierung. Mit Sanierung und Modernisierung wurde die Architekten-Arbeitsgemeinschaft Frank Ahlbrecht, Essen und Dr. Norbert Stannek, Bergisch-Gladbach beauftragt. So folgte ab 2003 eine umfassende Sanierung sämtlicher Fassaden und des Turmes einschließlich Glockenstuhl, Uhrwerk und Zifferblätter. 2006 Umgestaltung Foyer mit geänderter Möblierung Garderoben, Einrichtung Getränketheke und Einbau einer behindertengerechten Toilette. Im großen Innenraum folgte der Einbau einer zusätzlicher Bühne im Apsisbereich, Modernisierung Gesamtbeleuchtung, Durchführung umfangreicher Brandschutzmaßnahmen, insgesamt ergab sich mit 593 ein nochmals reduziertes Platzangebot, Den barrierefreien Zugang zur Kirche ermöglicht eine in dieser Umbauphase auch eingerichteten behindertengerechten Zugangsrampe.
Die aufwändigen Arbeiten konnten 2010 mit Sanierung auch der Einfriedung des gesamten Geländes abgeschlossen werden.

Mit Hilfe der Denkmalpflege des Landes Nordrhein-Westfalen, der NRW-Stiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und einigen Sponsoren aus dem Freundeskreis der Immanuelskirche konnte die Zaunsanierung 2010 erfolgreich abgeschlossen werden.

Mit der Verleihung der Denkmalplakette des Landes Nordrhein-Westfalen an den Trägerverein Immanuelskirche e.V. wurden die Bemühungen um den Erhalt der Kirche erneut gewürdigt.

All dies ist nur möglich durch die breite Unterstützung der Immanuelskirche bei Wuppertaler Bürgern, Unternehmen und Künstlern. Wenn auch Sie dazu beitragen möchten, die Oberbarmer Kulturkirche zu erhalten, werden Sie bitte Mitglied im Förderverein Kulturzentrum Immanuel e.V. oder helfen Sie mit einer Spende.

Stadtsparkasse Wuppertal
IBAN DE39 3305 0000 0000 8311 56 / BIC: WUPSDE33XXX

Zuwendungen sind steuerlich abzugsfähig.

Schauen Sie sich unsere digitale Broschüre zur Geschichte der Immanuelskirche an, die aus der Feder unseres langjährigen Mitstreiters Wolfgang Fehl stammt.

Wie kein anderer Autor ist er bewandert in den Details der historischen Entwicklung der zeitweise vom Abriss bedrohten Kirche, hat er doch ganz wesentlich zu ihrem Fortbestand in den letzten Jahrzehnten beigetragen.

Downloadlink: Interaktive Broschüre – Geschichte der Immanuelskirche

Weiterer Literaturtipp:

kirchen_im_wandel_250

Kirchen im Wandel

Veränderte Nutzung von denkmalgeschützten Kirchen

Hrsg. von der Landesinitiative StadtBauKultur NRW, dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland und dem LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen
Düsseldorf 2010
172 S., zahlr. Abb., graph. Darst.
ISBN 978-3-939745-06-8

Unter folgendem Link können Sie sich das Buch kostenfrei auf Ihren PC laden:

www.lwl.org.pdf

Empfehlenswert ist auch der Artikel aus dem Monumente Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vom Dezember 2007:

www.monumente-online.de